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1. Theil 3 - S. 22

1880 - Stuttgart : Heitz
22 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. nämlich also: es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der heiligen Schrift, oder mit öffentlichen klaren und Hellen Gründen überwiesen würde, so kann und will ich nichts widerrufen, weil weder sicher noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen!" Darauf erwiderte der Vicar: „wenn er nicht widerrufen wolle, so würden der Kaiser und die Stände berathschlagen, was mit einem solchen Ketzer zu thun sei." — „So helfe mir Gott,antwortete Luther; „denn einen Widerruf kann ich nicht thun. Möchte nur der Kaiser, das edle junge Blut, sich nicht verführen lassen, vom Evangelium zu weichen und Menschensatzungen unterwürfig zu werden!" Mit diesen kräftigen Worten trat Luther ab; aber er hatte nicht vergebens geredet. Das freudig und muthig abgelegte Bekenntniß der Wahrheit hatte ihm viele Herzen, auch unter den Fürsten gewonnen. Der alte Erich, Herzog von Braunschweig, sonst ein großer Feind der Reformation, schickte ihm eine silberne Kanne Einbecker Bier und hieß ihm, sich damit zu erquicken. Luther fragte den Boten, welcher Fürst seiner so in Gnaden gedenke? und da er hörte, daß es Erich sei und daß er selbst vorher von dem Biere getrunken, so fürchtete er keine Vergiftung, sondern trank beherzt daraus und sprach: „Wie heute Herzog Erich meiner gedacht, also gedenke seiner unser Herr Christus in seinem letzten Kampfe." Erich vergaß die Worte nicht und erinnerte sich ihrer noch auf dem Sterbebette. Besonders aber hatte sich Friedrich der Weise über Luthers Freimüthigkeit gefreut, und er äußerte noch denselben Abend gegen Spalatin: „Recht schön hat Doctor Martin geredet vor dem Herrn Kaiser und allen Fürsten und Ständen des Reichs; er ist mir nur zu herzhaft gewest." Noch einen Versuch machte der Kurfürst von Trier, Luthern zum Widerruf zu bewegen, aber er antwortete ihm: „Ist meine Sache nicht aus Gott, so wird sie über zwei bis drei Jahre nicht währen; ist sie aber aus Gott, so wird man sie nicht können dämpfen." Nun erhielt er die Erlaubniß abzureisen, und verließ Worms am 26. April; denn Kaiser Karl hielt ihm das versprochene sichere Geleit, so sehr auch der päpstliche Gesandte ihm zuredete: einem Ketzer brauche man sein Wort nicht zu halten. Er antwortete dem'legaten mit Festigkeit:' „Ich habe keine Lust wie emst Sigismund zu errötheu!" (S. Th. 2, Seite 236.) Dagegen wurde Luther durch ein vom Kaiser am 26. Mai unterzeichnetes,

2. Theil 3 - S. 166

1880 - Stuttgart : Heitz
166 Neue Geschichte. 1. Periode. Schweden. erstes, daß er sich aufs Rathhaus begab, seinen Namen nannte und um Schutz bat. Lübeck war damals eine sehr reiche, mächtige Stadt, das Haupt der Hansa und heimlich eine Feindin des Königs von Dänemark. Während die Rathsherren noch überlegten, was zu thun sei, kam Bauer an, um den Flüchtling zurückzuholen, und verlangte seine Auslieferung. Er schalt den Gustav einen treulosen, undankbaren Menschen; dieser entschuldigte sich: er habe fliehen müssen und würde ihm die verbürgte Summe wiedererstatten. Die Rathsherren entschieden endlich für — Berner, und dieser wollte schon mit Erichson abziehen, als der Bürgermeister Broms vortrat und vorstellte, die Klugheit und Rechtlichkeit zugleich erforderten, daß sie sich Erichsons annähmen. Seine Stimme drang durch, und nach sieben langen Monaten erhielt Erichson endlich heimlich ein Schiff, welches ihn nach Schweden übersetzte. Wie froh war er nun, als er den theuern vaterländischen Boden wieder unter den Füßen hatte! Aber sein erstes Auftreten versprach wenigen Erfolg. In der Stadt Calmar fand er eine schlechte Aufnahme, und der schwedische Commandant drohte ihm, er würde ihn an Christian ausliefern, wenn er nicht gleich wegginge. Geschwind zog Erichson seine Bauernkleider wieder an und wanderte weiter, immer von lauernden Feinden verfolgt. Sein Nachtlager mußte er bald im Walde, bald im Korne nehmen und mehr als einmal war er in Gefahr, erkannt zu werden. Sonntags, wenn die Bauern müßig dastanden, gesellte er sich zu ihnen und ermunterte sie, doch die Waffen gegen die Dänen zu ergreifen; aber keiner wollte ihn anhören. So kam er endlich zu seinem Schwager, dem Reichsrathe Brahe. Aber auch hier predigte er tauben Ohren. Brahe wollte eben nach Stockholm reisen, dem Könige zu huldigen, und er sowohl als seine Frau baten Erichson flehentlich, doch nicht sie und sich ins Unglück zu stürzen. Wie seufzte er über die feigen Seelen! Er reiste wieder ab und ging auf ein Gut seines sich in Stockholm befindenden Vaters, Räfnäs. Hier lebte er eine Zeit lang einsam und in tiefer Verborgenheit. Indessen bereitete Christian dem hohen schwedischen Adel ein schreckliches Schicksal. Er glaubte, daß er, so lange die schwedischen Edelleute lebten, nicht ruhig regieren könnte, und entschloß sich, sie umbringen zu lassen. Nur eins beunruhigte ihn dabei: er hatte ihnen versprochen, sich nicht wegen ihrer frühern Widersetzung an ihnen zu rächen. Da schlug sein Beichtvater, Slaghöck, ein Westphälinger, der es von einem Barbiergesellen bis zu einem

3. Theil 3 - S. 168

1880 - Stuttgart : Heitz
168 Neue Geschichte. 1. Periode. Schweden. um sie recht zu martern, an den Haaren in die Höhe ziehen und so ihnen die Köpfe abschlagen. Selbst der Scharfrichter wurde durch das unschuldige Benehmen der Kinder so gerührt, daß er das Blutschwert wegwarf. Aber gleich fand sich ein anderer, der den Mord verrichtete und auch dem mitleidigen Scharfrichter den Kopf abhieb. Welche Ungeheuer! Erichsou erhielt in Räsnäs die Nachricht von dem Blutbade; sein Vater war auch mit gefallen. Er schauderte; aber er hatte keine Zeit, seiner Betrübniß nachzuhängen; denn Christians Soldaten suchten ihn überall; es war ein hoher Preis auf seinen Kopf gesetzt und dem der Tod gedroht, der ihn aufnehmen würde. Daher fand er überall die Thüren verschlossen, und selbst ein Karthäuserkloster, welches seine Vorfahren gestiftet hatten, weigerte sich, ihn aufzunehmen. Wo sollte er nun hin? Da wandte er sich in das Gebirge, nach Dalarne oder Dalekarlien, von einem rauhen, aber tapfern, ehrlichen und aufrichtigen Menschenstamme bewohnt. Dort konnte er sich am besten verbergen; auch hoffte er bei den ehrlichen Dalekarliern am ersten Hülfe zu erhalten. Aber ehe er noch das Gebirge erreichte, traf ihn ein neuer Unfall. Der einzige Bediente, den er mitgenommen hatte, der treueste unter allen andern, ging ihm mit allen seinen Sachen durch, und nachdem ihm Erichson vergebens lange nachgesetzt war, mußte er zuletzt noch sein eigenes Pferd, weil es zu ermüdet war, mit dem letzten Gepäcke zurücklassen. Er hüllte sich in einen groben Bauernkittel, schnitt sich die Haare kurz ab, setzte einen runden Hut auf und wanderte, die Axt auf der Schulter, weiter. Eine Zeit lange arbeitete er in Falnn in den Kupferbergwerken als Handlanger bei schmaler Kost; aber ungewohnt der schweren Arbeit in den feuchten Gruben, lief er Gefahr, seine Gesundheit zu verlieren, und suchte andere Dienste über der Erde. Er fand sie bei einem reichen Manne, Namens Pehrson, der ihn als Drescher annahm. Die Mitknechte merkten aber bald an seinen Sitten, daß er nicht bei dieser Arbeit hergekommen sei; auch entdeckte man, daß er ein feines Hemd trage. Pehrson faßte ihn nun scharf ins Äuge und erkannte endlich in ihm seinen ehemaligen Universitätsfreund. Erichson erzählte ihm von dem stockholmer Blutbade und bat ihn mit Thränen, doch mit seinen Knechten die Waffen zu ergreifen. Aber Pehrson wagte es nicht, sondern rieth ihm vielmehr, ihn schleunig zu verlassen und tiefer ins Gebirge hineinzugehen. So wanderte der arme Flüchtling weiter. Es war rauher

4. Theil 3 - S. 52

1880 - Stuttgart : Heitz
'52 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Versammlung die Regierung der Niederlande ab. Neapel hatte er ihm schon früher übergeben. Es war ein rührender Anblick, den kranken Kaiser zu sehen, wie er von dem Leben Abschied nahm. Mit Mühe erhob er sich aus seinem Sessel, gestützt auf die Schulter des Prinzen von Dramen, und er hielt eine erschütternde Rede. Er erzählte, wie er seit seinem 16. Jahre unablässig mit der Regierung seiner weitläufigen Staaten beschäftigt gewesen sei und für sich fast gar keine Zeit übrig behalten habe. Ueberall habe er gesucht mit eigenen Augen zu sehen, und sein Leben sei daher eine stete Pilgerfahrt gewesen. Neun Mal habe er Deutschland, sechs Mal Spanien, vier Mal Frankreich, sieben Mal Italien und zehn Mal die Niederlande besucht; zwei Mal sei er in England und zwei Mal in Afrika gewesen, überhaupt habe er elf Seereisen gemacht. Jetzt erinnere ihn seine Hinfälligkeit, jüngeren Schultern die Last zu übergeben. Habe er während seiner vielen Regierungsgeschäfte etwas Wichtiges versäumt oder etwas nicht recht gemacht, so bitte er alle, die dadurch gekränkt worden, recht herzlich um Verzeihung. Er werde seiner treuen Niederländer bis an sein Ende stets in Liebe gedenken und für sie beten. Nun wendete er sich an seinen Sohn, der sich auf ein Knie vor ihm niederließ und seine Hand küßte. „Sieh, mein Sohn," sprach er, „du wärest mir schon Dank schuldig, wenn ich dir nach meinem Tode so blühende Länder hinterließe; aber ich übergebe sie dir noch bei meinem Leben. Regiere deine Unterthanen mit Gerechtigkeit und Güte, wie ein Vater seine Kinder." Philipp versprach alles und — hat nichts gehalten. Aller Augen schwammen in Thränen. Wenige Monate später übergab ihm Karl auch die Regierung von Spanien und eilte nun nach seinem Zufluchtsorte, den er sich in der wildesten Gegend Spaniens, bei dem Hieronymitenkloster San Juste in Estremadura, nahe an der portugiesischen Grenze, erwählt hatte. Aber der undankbare Philipp kümmerte sich wenig um seinen Vater, sobald er erst die Regierung erlangt hatte, und Karl war noch in den Niederlanden, als er an sich selbst erfuhr, wie hinfällig alles Irdische ist. Als er in Vliessingen auf günstigen Wind wartete, hatte er eines Abends einen Gesandten seines Bruders Ferdinand bei sich. Als dieser endlich weggehen wollte, klingelte Karl den Bedienten, dem Fremden zu leuchten. Aber keiner erschien. Da nahm Karl selbst das Licht, so sehr auch der Fremde sich sträubte, und leuchtete ihm vor, indem er sagte: „Vergiß nicht, daß Kaiser Karl nach so vielen Mühseligkeiten der Re-

5. Theil 3 - S. 173

1880 - Stuttgart : Heitz
Gustav Erichson, König von Schweden. 173 ab, wo er sich Beistand zu verschaffen hoffte (1523). Aber das war vergebens; er halte seine Rolle ausgespielt; die in Stockholm begangenen Grausamkeiten hatten aller Herzen von ihm gewendet. Nachdem er sich mehrere Jahre hier und dort umhergetrieben hatte (eine Zeit lang war er selbst in Wittenberg bei Friedrich dem Weisen und nahm die lutherische Lehre an), segelte er nach Norwegen, wo er noch die meisten Freunde hatte, welchen zu Gefallen er wieder katholisch wurde. Aber er blieb nicht lange ruhig. Sein Nachfolger in Dänemark, König Friedrich I., sein Oheim, schickte ein Heer und eine Flotte nach Norwegen und Christian sah sich bald so in die Enge getrieben, daß er den Befehlshaber (Gylden-stiern) bat, ihm doch zu rathen, was er thun solle. Dieser rieth ihm, mit nach Kopenhagen zu segeln und mit dem Könige Friedrich selbst zu unterhandeln. Dazu versprach er ihm sicheres Geleit. Christian ging das ein und fuhr hin. Aber das war sein Unglück; denn alle dänischen Minister riethen dem Könige, den gefährlichen Christian ja nicht wieder zu entlassen, sondern ihn gefangen zu nehmen und Zeitlebens einzusperren. Das geschah auch. Man führte ihn nach der dänischen Insel Alsen und sperrte ihn im Schlosse Sonderburg ein. Hier saß er 20 Jahre im engen Gewahrsam und hatte Zeit, über seine vielen Vergehungen nachzudenken. Erst nachdem König Friedrich I. längst todt war, ließ ihn sein Nachfolger (Christian Iii.) wieder los, gab ihm Kalnnd-borg auf Seeland zum Aufenthaltsorte und versprach ihm alles zu thun, um seine vielen Trübsale ihn vergessen zu machen. Hier lebte er noch acht Jahre und starb erst im 78. Jahre seines Lebens, so daß ihm also Gott viele <Zeit gab, sein früheres Leben zu bereuen (1559).

6. Theil 3 - S. 175

1880 - Stuttgart : Heitz
Union. Liga. 175 Söhne, von denen der älteste, Rudolph Ii., Kaiser wurde. Auch er war ein ganz guter Mann, aber wie schon oben gesagt ist, ein höchst erbärmlicher Kaiser, ohne alle Kraft und Entschlossenheit, furchtsam und peinlich. Das bezeigte er besonders gegen die Böhmen, in deren Lande, in Prag, er zu wohnen pflegte. Es ist bekannt, welchen Beifall Hnßens Lehre in Böhmen gefunden hatte; kein Wunder, daß auch die lutherische bald willig ausgenommen wurde, und daß säst das ganze Land sich dafür erklärte. Aber Rudolph war ganz in den Händen der Jesuiten, die unaufhörlich in ihn drangen, diesen Unfug nicht zu dulden. Er gab daher einen Befehl, daß der Gottesdienst der böhmischen Brüder — so nannten sich hier die Evangelischen — verboten sein sollte. Das brachte das ganze Volk der Böhmen in Harnisch. Erst baten sie den Kaiser um Abstellung, dann drohten sie und endlich halfen sie sich selbst, indem sie sich das Wort gaben, so lange dem Kaiser keine Dienste zu erweisen, bis er ihnen Religionsfreiheit gäbe. Das schlug durch; er unterzeichnete, obgleich mit schwerem Herzen, den sogenannten Majestätsb rief, durch welchen sie gleiche Rechte mit den Katholischen und'auch die Erlaubniß erhielten, neue Kirchen und Schulen anzulegen (1609). Einen eben solchen Majestätsbrief mußte Rudolph auch den Ober- und Niederschlesiern geben. Die Seele der böhmischen Stände war der Graf Heinrich Matthias von Thnrn. Um dieselbe Zeit — es war 1608 und 1609 — traten viele evangelische Fürsten in Deutschland in ein Bündniß zusammen, welches sie die Union nannten. Denn die katholischen Stände thaten immer feindseligere Schritte und suchten ihren Glauben in ihren Ländern mit Gewalt allgemein zu machen, ja Kaiser Rudolph weigerte sich sogar auf einem Reichstage zu Regensburg (1608), den augsburgischen Religionsfrieden zu bestätigen. In jener Union versprachen sich die Protestanten gegenseitig Beistand, wenn sie angegriffen würden. Da an der Spitze dieser Union der calvinische Kurfürst von der Pfalz stand, trat ihr der Kurfürst von Sachsen nicht bei und auch andere protestantische Stände blieben fern. Um so gewaltiger erhob sich der katholische Gegenbund, der die Liga hieß*) und dessen Haupt Herzog Maximilian von Bettern wurde, ein überaus thätiger, besonnener und dem katholischen Glau- *) Die Liga bestand aus den zehn mächtigsten geistlichen Fürsten und Maximilian von Baiern.

7. Theil 3 - S. 176

1880 - Stuttgart : Heitz
176 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. den eifrig ergebener Mann. Wie viel ließ sich nicht von diesen beiden Verbindmtgen fürchten, die sich mit so feindlichen und eifersüchtigen Angen ansahen! Wahrlich, es fehlte nur an einem Funken, um den vorräthigen Zunder der Feindschaft zur Kriegsflamme anzufachen. Kaiser Rudolph hatte einen Bruder, Matthias, mit dem er sich nie recht hatte vertragen können. Matthias hatte mit Unwillen gesehen, wie verkehrt sich Rudolph immer benahm, und ihm daher die Regierung von Ungarn, Oestreich und Mähren schon einige Jahre früher abgedrungen. Aber endlich veruneinigte er sich mit ihm gänzlich; denn Rudolph machte Miene, Böhmen und Schlesien, die einzigen Länder, welche ihm Matthias noch gelassen hatte, nicht ihm, sondern einem Better, den er besonders liebte, zu vermachen. Gleich machte sich Matthias nach Böhmen auf, feinem schwachen Bruder zuvorzukommen. Er erklärte diesem, er müsse ihm nun noch auch Böhmen und Schlesien bei seinem Leben abtreten. Rudolph sah sich von allen verlassen. Er mußte wohl einwilligen und erklärte, um der Sache doch einen guten Anstrich zu geben, daß er „aus brüderlicher Liebe" wünsche, daß Matthias zum Könige von Böhmen gekrönt würde, damit nicht nach seinem Tode Unruhen entständen. Nachdem er den verhaßten Vergleich (1611) unterschrieben hatte, zerstampfte er die Feder vor Aerger; denn er behielt nichts als den teeren Kaisertitel, eine kleine Pension und vier unbedeutende Herrschaften. Dann reiste Matthias wieder ab von Prag, ohne seinen unglücklichen Bruder auch nur einmal gesehen zu haben. Kein halbes Jahr daraus (1612) war Rudolph todt; gewiß hatte der Aerger sein Ende beschleunigt. Die Kurfürsten wählten nun Matthias zum Kaiser; aber er hat Mut Freude davon gehabt. Wie konnte es auch anders fein, da er sich durch die schlechte Behandlung seines Bruders so schwer versündigt hatte! Seine achtjährige Regierung (von 1612—19) war eine Kette von Aerger und Sorgen. Das Erste, was ihn sehr bekümmerte, war, daß die östreichischen Stände ganz gehorsamst, aber dringend das Recht begehrten, auch in Städten und Marktflecken ihre Religion zu üben und eben so wie die Katholiken zu Staatsämtern zu gelangen. Matthias war anfangs zum Nachgeben nicht geneigt, und sein Beichtvater, der Cardinal Clesel, ein arger Protestantenfeind, rief ihm immer zu, er möchte sich lieber alle Kirchen gewaltsam entreißen lassen, ehe er ihnen eine gutwillig abträte; aber die Stände erklärten geradezu, sie würden ihm nicht

8. Theil 3 - S. 181

1880 - Stuttgart : Heitz
Unruhen in Prag. Friedrich von der Pfalz. 181 kommen zu machen, erschienen vor ihm 16 Abgeordnete der östreichischen Stände und verlangten mit drohenden Worten seine schriftliche Einwilligung zu ihrer Bewaffnung und zu einem Bündnisse mit den Böhmen. Ja, einer derselben, Andreas Thonradel, soll sogar so weit gegangen sein, ihn beim Knopfe seines Ramses zu fassen und zu rufen: „Nandel, gieb dich! du mußt unterschreibe!" — Da schmetterten plötzlich Trompeten auf dem Schloßhofe. Es waren 500 Cürafsiere von Dampierre, welche eingezogen waren, um Ferdinands Befehle zu vernehmen. Der Trompetenschall wirkte auf die Abgeordneten wunderbar. Sie beurlaubten sich in größter Schnelligkeit und kamen nicht wieder, und Ferdinand war erlöst, denn auch Thuru zog sich bald darauf von Wien zurück. Auch Ferdinand ist ein Beweis, daß man in keiner, auch noch so großen Verlegenheit verzagen muß, wenn man nur nach seiner besten Ueberzeugung handelt. Bald darauf wurde er zum deutschen Kaiser gewählt und hieß nun Ferdinand Ii. (1619—37). Nur die Böhmen wollten ihn schlechterdings nicht als ihren König erkennen, setzten ihn förmlich ab und ihnen traten auch die Schlesier, Mährer und Lausitzer, selbst die evangelischen Oestreicher bei. Dagegen wählten sie den 23jährigen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., zu ihrem Könige. Zwar war er reformirt; aber sein Oheim war Moritz von Dramen und sein Schwiegervater König Jacob I. von England, und diese Verbindung empfahl ihn den Wählenden besonders. Anfangs besann er sich; die große Gefahr, in die er sich begeben sollte, schwebte seinem Geiste vor und manche Freunde warnten ihn. (Seine Mutier Juliane: „Ach, nun geht die Pfalz nach Böhmen!") Aber da trat seine Frau, Elisabeth, herein, welche der Eitelkeit, Königin zu heißen, nicht widerstehen konnte. „Wie?" rief sie, „du konntest dich vermessen, die Hand einer Königstochter anzunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man dir freiwillig entgegenbringt? Ich will lieber mit einem Könige Sauerkraut, als mit einem Kurfürsten Gebratenes essen." Solche Eitelkeit hat schon manche Frau unglücklich gemacht. Wird Elisabeth sie auch zu bereuen haben? — Auch sein Hofpre-diger Scnltetns redete zu feinem Gewissen: er solle doch nicht durch feine Weigerung mehr als eine Million evangelischer Glaubensgenossen ausopfern. Er nahm die Krone an und reiste nach Prag, wo er mit großem Pompe gekrönt wurde. Hoch schlug der eitlen Elisabeth das Herz vor Freude. Indessen zog sich über dem neuen Könige und seinen Böhmen

9. Theil 3 - S. 63

1880 - Stuttgart : Heitz
Albrecht Dürer. 63 zog auf dem Tische einen Kreis, machte in die Mitte einen Pnnkt und ließ nun einen Cirkel holen, damit alle sahen, daß der gemachte Zug um kein Haar breit vom Cirkel abwiche. In Rom besuchte er den berühmten Michel Angelo Bno-narotti; ohne seinen Namen zu sagen, gab er sich für einen Farbenreiber aus und bat, ihn in seine Dienste zu nehmen. Das geschah. Angelo arbeitete damals gerade an einem Bilde, auf welchem der Besuch des Engels bei der Maria vorgestellt war. Als einst Angelo ausgegangen war, nahm Dürer geschwind einen Pinsel und malte auf die Stirne des Engels eine Fliege mit solcher Natürlichkeit, daß Angelo, als er nach Hause kam, sie wegjagen wollte. Endlich sah er, daß sie gemalt war, und erstaunte über die Genauigkeit, mit der sie gearbeitet war. „Wahrlich!" rief er aus, „das kann nur Albrecht Dürer gemalt haben!" Der war aber bereits über alle Berge und ließ sich nicht wieder sehen. Seitdem hatte Angelo große Hochachtung für Dürers Kunst. Als dieser nach Nürnberg zurückkam und sich Agnes über seine Wiederkehr freute, benutzte er ihre gute Laune, sie recht herzlich zu bitten, doch etwas friedlicher und freundlicher zu sein. Aber das Zanken war ihr nun einmal so zur andern Natur geworden, daß der alte Hader bald wieder anfing. Darüber grämte sich der arme Mann so, daß er täglich sich mehr abzehrte und seine Freunde sich endlich der Sache annahmen. „Weißt du was?" sagte ihm einst sein bester Freund, der berühmte Wilibald Pirkheimer, des Kaisers Rath und einer der angesehensten Männer der Stadt, „reise heimlich fort von ihr und laß sie allein zurück; dann wird sie schon zahm werden!" Dürer hatte schon längst Lust gehabt, einmal die Niederlande zu sehen. Also machte er seine Anstalten, und als eines Morgens die böse Agnes aufwachte, war Dürer fort. Im ersten Augenblicke war sie ganz wüthend vor Zom. Da sie aber niemanden hatte, an dem sie ihn auslassen konnte, so mußte sie sich wohl beruhigen. Zuletzt lief sie zu Pirkheimer und klagte ihm ihre Noth. Dieser aber benutzte die Gelegenheit, ihr das Gewissen zu schärfen und ihre schlechte Aufführung ihr vorzuhalten. Ihrem Manne ging es indessen in den Niederlanden sehr wohl. Ueberall wurde er mit Entzücken aufgenommen, und ihm war so wonniglich, einmal unter freundlichen Leuten zu sein und das Schelten seiner Frau nicht zu hören, daß er an die Rückkehr nicht denken wollte. Agnes dagegen härmte sich ab, nicht, weil sie ihn liebte, sondern weil er ihr von dem

10. Theil 3 - S. 184

1880 - Stuttgart : Heitz
184 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. gebraucht wurden, so erlaubte ihm der Herzog, in die Dienste der Union zu treten, und diese schickte ihn nach Böhmen, wo er sich auch mit gewohnter Tapferkeit mit den Kaiserlichen herumschlug. Nach der Schlacht am weißen Berge und nach der Auflösung der Union setzte Mansfeld im Dienste des entflohenen Pfalzgrafen Friedrich den Krieg in Deutschland fort, zog mehrere Jahre umher und plünderte besonders die reichen geistlichen Länder aus. Bald war er hier, bald dort (Pfalz, Elsaß, Niedersachsen); und schlugen ihn auch einmal die Kaiserlichen, so entließ er seine Leute und trat mit ihnen plötzlich an einer andern Stelle wieder auf. So trieb er sich sechs Jahre umher, ohne selbst einen Pfennig mehr zu haben, als was ihm der Krieg verschaffte. Endlich entwich er, nachdem er von denf kaiserlichen Heere unter Wallenstein an der Elbbrücke bei Dessau geschlagen war, mit seiner Schaar nach Ungarn, um sich mit dem unruhigen Großfürsten von Siebenbürgen, Beth len Gabor, zu verbinden. Aber dieser hatte Geld verlangt und keine hungrigen Soldaten, und vertrug sich daher lieber mit dem Kaiser. Der tapfere Mansfeld verkaufte sein Heergeräth, entließ mit gerührtem Herzen seine alten Kriegskameraden und wollte nach Venedig und von da nach Holland reisen. Aber ehe er noch Venedig erreichte, wurde er unterwegs in Bosnien krank, und er, der so viel im Leben umhergeworfen war und jetzt mit neuen Entwürfen einem neuen Schauplatze zueilte, fand hier seinen Tod ganz unerwartet. Als ihm der Arzt eröffnete, daß er nur noch einige Stunden zu leben habe, ließ er sich seinen Waffenrock anlegen, den Degen umgürten und erwartete so stehend und gestützt auf die Schultern zweier Offiziere den Tod. So starb dieser eiserne Mann im 46. Jahre seines Lebens (1626). Ein ähnlicher Mann war Christian von Braunschweig. Von jugendlichem Uebermuthe und von glühendem Hasse gegen die katholische Geistlichkeit getrieben, trat auch dieser Fürst für Friedrichs Sache auf, warb ein Heer und zog damit auf Mansfelds Art in Deutschland umher. Am liebsten plünderte er die Kirchen und Weinkeller der geistlichen Fürsten aus, und auf die Münzen, die er von dem geplünderten Silber prägen ließ, wurde die Umschrift gesetzt: Gottes Freund, der Pfaffen Feind. Während der flüchtige Kurfürst von der Pfalz länderlos umherirrte, verfochten Christian und Mansfeld seine Sache, als wenn sie die ihrige wäre. Christian hatte, als er in Holland gewesen war, die vertriebene Kurfürstin Elisabeth kennen gelernt und gerührt von
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